Beerdigung

Sterben, Tod und Bestattung

Herr, lehre uns bedenken,
dass wir sterben müssen,
auf daß wir klug werden.

(Psalm 90,12)

Sie begleiten einen Menschen in seiner letzten Zeit. Oder Sie haben einen verwandten oder befreundeten Menschen verloren. Hier versuchen wir ihnen Hilfestellung zu geben bei der Begleitung Sterbender, in Fragen der Bestattung und für die Zeit nach einem Todesfall. Auch Bibeltexte und Gebete zum Tod eines Menschen sowie Bibelstellen für Traueranzeigen finden Sie auf diesen Seiten. Wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen wollen, rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine Email.

Am Ende des Lebens

Die eigene Endlichkeit annehmen

Mensch-Sein heißt Grenzen erfahren – Grenzen eigener Gesundheit, Lebenskraft und Lebenszeit. Krankheit, Sterben und Tod gehören zum Leben. Das sind Erfahrungen, die keinem erspart bleiben. Es hängt darum viel für unser Leben und sein Gelingen davon ab, ob und wie wir die Erfahrung von Vergänglichkeit und Tod in unser Leben einbeziehen und bewältigen. Wir leben unser Leben bewusster und besser, wenn wir es so leben, wie es ist: befristet.

Auf Gottes Gegenwart vertrauen

Die Menschen der Bibel stellen sich den schmerzlichen und leidvollen Erfahrungen. Sie leben mit ihnen – nicht gegen sie. Ihr Lob und ihre Klage gelten darum Gott, dem Liebhaber des Lebens, dem Herrn über Leben und Tod. Sie rechnen mit seiner Gegenwart und Begleitung auch im Sterben und Tod. Gott hat an unserem begrenzten Leben teilgenommen; er ist Mensch geworden. Jesus Christus hat sich Kranken und Sterbenden zugewandt. Er hat selbst einen qualvollen Tod erlitten. Dieser Jesus Christus ist von den Toten auferstanden. Seitdem haben Vergänglichkeit, Sterben und Tod nicht mehr das letzte Wort. Die Toten werden auferstehen. Die Botschaft Jesu von Gottes Liebe ist wahr – auch angesichts von Vergänglichkeit und Tod.

Sich auf das Sterben vorbereiten

Sich auf das Sterben vorbereiten, kann heißen: rechtzeitig seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Martin Luther schreibt dazu: „Dieweil der Tod ein Abschied ist von dieser Welt und allen ihren Händeln, ist not, daß der Mensch sein zeitlich Gut ordentlich verschaffe, wie es damit werden soll oder er es gedenkt zu ordnen, daß nicht bleibe nach seinem Tod Ursach zu Zank.“ Dazu gehört für Luther auch, Beziehungen zu klären, um Verzeihung zu bitten und selbst zu verzeihen: „Daß man auch geistlich Abschied nehme; das ist: Man vergebe freundlich und lauter um Gottes willen allen Menschen, die uns beleidigt haben, wiederum auch begehre man Vergebung um Gottes willen von allen Menschen, deren wir viel ohne Zweifel beleidigt haben, damit die Seele nicht behaftet bleibe mit irgend einem Handel auf Erden.“

Die wesentliche Vorbereitung auf das Sterben liegt für Luther aber darin, Gewissheit zu schöpfen: Das Sterben ist eine neue Geburt. Wie eine Geburt ist es mit Angst und Leiden verbunden, aber es führt in ein neues Leben. In der Todesangst sollen wir nicht auf Fehler und Versäumtes schauen, sondern uns das Bild des gekreuzigten Jesus Christus vor Augen halten. Er hat selbst Todesangst ausgestanden und qualvolle Schmerzen erlitten. Er hat alle Schuld auf sich genommen und uns mit Gott versöhnt. Er ist von den Toten auferstanden. Nichts kann uns mehr von der Liebe Gottes trennen, auch nicht der Tod. Die Erinnerung an die Taufe und die Feier des Heiligen Abendmahles können dieses Vertrauen bestärken. Schwere Krankheiten und körperlicher Verfall können das Leben nahezu unerträglich machen. Gott weicht der Verzweiflung und der Klage nicht aus. Die Psalmen der Bibel und die Gebete von Menschen, die ihren Schmerz Gott ins Gesicht geschrien haben, sind eine Ermutigung, selbst so zu beten.

In jedem Fall hilfreich ist, sich auf das eigene Ende vorzubereiten und den eigenen Willen festzulegen. Das kann mit Hilfe einer Patientenverfügung geschehen.

Gebete

Manchmal fehlen Worte und nicht immer ist Schweigen hilfreich. Gebete können helfen, die Gedanken in Worte zu fassen und Leben Gott anzuvertrauen.

Gebet
Herr Jesus, wenn ich noch etwas auf dieser Erde vollenden soll, so lasse es mich noch vollenden. Wenn es aber vollendet sein wird, dann laß mich freudig mit dem seligen Simeon singen: „Nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren.“ Wenn du aber vor Beendigung meiner letzten Arbeiten mein Leben beenden willst, dann will ich auch damit zufrieden sein. Für meinen Ausgang aus dem Leben will ich mir das Wort des Philosophen zu eigen machen: „Jetzt habe ich nichts mehr vorzubereiten als mich.“ Laß mich nicht unvorbereitet Abschied nehmen, wie leider die meisten Sterblichen. Ich will aber von deiner Barmherzigkeit singen in Ewigkeit. Du hast mich dem Tode entrissen, du tust mir kund die Wege des Lebens. Amen.

Gebet des Johann Amos Comenius
Mein Gott, ich weiß, daß du mich liebst. Mein Leben und mein Sterben liegen in deinen Händen. So wie du es fügst, wird es gut sein für mich. Hilf mir, täglich bereit zu sein, wenn du mich rufst. Laß mich versöhnt mit dir sterben, in der Hoffnung, daß du mir alles zum Guten wendest. Amen.

Gebet
Lieber Gott, es geht mir schlecht, und ich bin froh, wenn alles vorbei ist. Aber der Abschied tut trotzdem weh. Ich muß Menschen loslassen, die ich liebe, und Dinge, an denen mein Herz hängt. Bitte, kümmere dich um sie. Laß auch mich nicht allein und begleite mich in den Tod. Amen.

Sterbende begleiten

Wie kann das aussehen?

Eine Anleitung hierzu würde den Rahmen dieser Seiten sprengen. Auch ist oft für die Sterbebegleitung das Hinzuziehen eines Hospizbegleiters / eines -Begleiterin sinnnvoll.
Für den Notfall haben wir aber hier versucht, Ihnen erste Anhaltspunkte zu geben.

Menschlich sterben

 Sterbende zu begleiten gehört zu den wesentlichen Aufgaben der christlichen Gemeinde. Die Liebe zu einem Menschen und die Achtung vor der Menschenwürde fordern, daß niemand einsam sterben muß, daß Schmerzen und Beschwerden gelindert werden, daß die letzten Dinge geklärt werden können und daß Raum für Sinn- und Glaubensfragen angeboten wird. Es ist ganz verständlich, daß Menschen Angst vor dem Tod und vor der Begegnung mit Sterbenden haben. Für viele ist es schwer auszuhalten, einen Menschen verfallen zu sehen, die eigene Hilflosigkeit zu erleben und die Endgültigkeit des Todes anzunehmen. In einer solchen Situation kann dennoch viel getan werden:
Nähe geben: Ein Mensch, der stirbt, soll spüren, daß jemand bei ihm ist. Das geschieht in einfachen Zeichen der Zuwendung, in freundlichen Worten und liebevollen Gesten.
Das Gespräch über den Ernst der Lage suchen: Sterbende haben oft eine Ahnung von ihrer Situation. Sie wollen nicht getäuscht werden. Um miteinander über die Wahrheit sprechen zu können, bedarf es eines längeren Weges. Es kommt darauf an, für ausgesprochene und unausgesprochene Signale des Sterbenden empfänglich zu sein.
Vertraute Gebete zu sprechen: Dazu gehören Psalmen (Psalm 23, EG* 740; Psalm 73, EG 767), bekannte Liedstrophen (Befiehl du deine Wege, EG 361; So nimm denn meine Hände, EG 376; Wenn ich einmal soll scheiden, EG 85,9.10), das Vaterunser.
Miteinander Abendmahl feiern: Geben Schwerkranke und Sterbende den Wunsch nach dem Heiligen Abendmahl zu erkennen, soll eine Pfarrerin, ein Pfarrer benachrichtigt werden. Die Feier des Abendmahls am Sterbebett kann für alle Familienmitglieder eine gesegnete Stunde werden, in der sie die Gemeinschaft untereinander erfahren, entlastet und getröstet werden.

Den Sterbesegen geben
Es segne dich Gott, der Vater, der dich nach seinem Ebenbild geschaffen hat.
Es segne dich Gott, der Sohn, der dich durch sein Leiden und Sterben erlöst hat.
Es segne dich Gott, der Heilige Geist, der dich zum Leben gerufen und geheiligt hat.
Gott der Vater und der Sohn und der Heilige Geist geleite dich durch das Dunkel des Todes.
Er sei dir gnädig im Gericht und gebe dir Frieden und ewiges Leben.

Eine Kerze anzünden
Eine Kerze anzuzünden, ist Ausdruck des Glaubens an den auferstandenen Herrn Jesus Christus. Er ist Licht und Hoffnung, jetzt und in der Stunde des Todes.

Nach dem Sterben

Bei Sterben und Tod haben Schmerz, Klage, Weinen und Erschütterung ihr Recht. Wenn der Tod eingetreten ist, können sich auch Erleichterung und ein Gefühl des Friedens einstellen. Es ist Zeichen des endgültigen Abschiedes vom Leben und Ausdruck des Respektes vor den Toten, wenn Angehörige oder Freunde ihnen die Hände über der Brust falten und ihnen die Augen schließen.

Abschiedsworte
Wir wollen Abschied nehmen von (Name) und bedenken, was uns mit ihr/ihm verbindet.
Wer sie/ihn lieb gehabt und geachtet hat, der trage diese Liebe und Achtung weiter.
Wen sie/er lieb gehabt hat, der danke ihr/ihm alle Liebe.
Wer ihr/ihm etwas schuldig geblieben ist an solcher Liebe, in Worten und Taten, der bitte Gott um Vergebung.
Und wem sie/er weh getan haben sollte, der verzeihe ihr/ihm, wie Gott uns vergibt, wenn wir ihn darum bitten.
So nehmen wir Abschied mit Dank für alles Gewesene und im Frieden.

Aussegnung

Bevor der Leichnam abgeholt wird, kann von den Angehörigen oder Geistlichen eine Aussegnung gehalten werden. Eine Ordnung dazu finden Sie im Evangelischen Gesangbuch unter Nummer 835.

Die Bestattung

Form und erste Informationen

Die Bestattung hat zwei Elemente: den Gottesdienst in der Kirche oder einer Trauerhalle und die Handlung am Grab. Die Abfolge ist örtlich verschieden.

In der Kirche: Der Gottesdienst ist geprägt von der Unausweichlichkeit des Todes und der Gewissheit seiner Überwindung. Deshalb ist Raum für Trauer und Klage über den erlittenen Verlust. Das Leben des oder der Verstorbenen kommt in angemessener Weise zur Sprache. In Schriftlesung und Predigt wird die bergende Liebe Gottes bezeugt. Die Gewissheit der Auferstehung steht gegen alle Sterbe- und Todeserfahrungen. Die Gemeinde begleitet ihre Toten und deren Angehörige mit Gebeten und Liedern.

Am Grab: Die Handlung am Grab beginnt damit, daß der Sarg eingesenkt wird. Danach spricht die Pfarrerin/der Pfarrer: „Der Herr über Leben und Tod hat unsere Schwester/unseren Bruder in Christus aus diesem Leben abgerufen. Von Erde bist du genommen, zu Erde sollst du werden. Gott vollende an dir, was er dir in der Taufe geschenkt hat, und gebe dir Teil an seiner Herrlichkeit. Friede sei mit dir von Gott, dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste.“ Bei diesen Worten ist es üblich, dreimal Erde auf den Sarg zu werfen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass wir wieder zu Erde werden und ein Hinweis darauf, dass wir auferstehen werden.
Katholische Mitchristen spenden hier einen Segen mit Weihwasser. Bei Kindern in der Trauergemeinde haben sich auch Blütenblätter als Zeichen bewährt. Nach dem Erdwurf folgt ein Bibelwort, das die Auferstehung der Toten bezeugt und auf Gottes neue Schöpfung hinweist. Die Bestattung schließt mit dem gemeinsam gesprochenen Vaterunser und dem Zuspruch des Segens.

Feuerbestattung: Der Gottesdienst zu einer Feuerbestattung wird entsprechend gestaltet. Für die spätere Urnenbeisetzung kann die Begleitung einer Pfarrerin bzw. eines Pfarrers in Anspruch genommen werden.

Urnenbeisetzung: Wenn vor der Einäscherung ein Gottesdienst oder eine kirchliche Trauerfeier stattgefunden hat, kann die Urnenbeisetzung aber auch von einem Gemeindemitglied vollzogen werden. Texte hierfür finden Sie im Evangelischen Gesangbuch.

Was bei einem Todesfall zu bedenken ist

Todesbescheinigung: Im Sterbefall ist unverzüglich ein Arzt zur Feststellung des Todes und der Todesursache zu verständigen. Er stellt die Todesbescheinigung aus.

Anmeldung zur Bestattung: Der Sterbefall ist bei einem Standesamt anzuzeigen, dort wird die Sterbeurkunde ausgestellt. In der Regel wird ein Bestattungsunternehmen eigener Wahl beigezogen. Das zuständige Pfarramt ist zu benachrichtigen, ein Gespräch mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer zu vereinbaren, um die notwendigen Formalitäten zu erledigen. Mit dem Pfarramt, der Friedhofsverwaltung und dem Bestattungsunternehmen werden Termin und Art der Bestattung festgelegt und der Grabplatz gewählt. Die kirchliche Bestattung ist ein Gottesdienst der Gemeinde. Sie kann in der Regel nur Angehörigen der evangelischen Kirche gewährt werden.

Wünschen die Angehörigen von Verstorbenen, die nicht Mitglied der Kirche waren, die kirchliche Bestattung, so soll dieser Wunsch ausführlich mit der Pfarrerin, dem Pfarrer besprochen werden. Die Entscheidung eines Menschen, der Kirche nicht angehören zu wollen, muß ernst genommen werden. Andererseits soll der Wunsch der Angehörigen nach biblischer Verkündigung, Fürbitte und Begleitung respektiert werden. Diese Spannung kann nur gemeinsam aufgelöst werden. Ist eine kirchliche Bestattung nicht möglich, kann eine andere Form der kirchlichen Begleitung gefunden werden. Aber auch freie Trauerredner sind hier eine gute Möglichkeit. Hat sich ein Mensch selbst das Leben genommen, dann ist der Trost, den eine kirchliche Bestattung geben kann, besonders notwendig. Die kirchliche Begleitung der Angehörigen ist besonders geboten. Ungetaufte Kinder evangelischer Eltern, frühverstorbene Kinder, bei denen die Nottaufe nicht mehr möglich war, und Totgeborene haben ein Anrecht darauf, kirchlich bestattet zu werden.

Musikalische Gestaltung der Feier

Zum Gottesdienst in der Kirche gehören die Lieder der Gemeinde. Wenn der Gottesdienst darüber hinaus musikalisch besonders ausgestaltet werden soll, so soll dies mit dem zuständigen Pfarrer unmittelbar abgesprochen werden.

Gedenken und Fürbitte

Im Gottesdienst an dem der Bestattung folgenden Sonntag gedenkt die Gemeinde namentlich ihrer während der zurückliegenden Woche Verstorbenen. Mit ihren Angehörigen werden sie in die Fürbitte eingeschlossen. Deshalb ist die Familie gerade zu diesem Gottesdienst besonders eingeladen. Am Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr eine Woche vor dem ersten Advent, wird denn noch einmal der Verstorbenen gedacht. Im Gottesdienst werden die Namen der Verstorbenen verlesen und für jeden und jede eine Kerze entzündet. Auch dazu sind die Angehörigen eingeladen.